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Die Vier-Tage-Woche im Ruhrgebiet: Wo gibt es sie schon?

Das Konzept der Vier-Tage-Woche wird seit einiger Zeit nicht nur in Deutschland heiß diskutiert. Für die meisten Arbeitnehmenden klingt es wie ein Traum: An vier Tagen der Woche effizienter und etwas länger arbeiten, und dafür drei Tage am Stück frei haben. In Firmen, die die Vier-Tage-Woche probehalber eingeführt haben, war das Ergebnis durchweg positiv. Auch im Ruhrgebiet beginnt die Umstellung auf Jobs mit einer geregelten 4-Tage-Woche.

Wie funktioniert die Vier-Tage-Woche?

Natürlich bedeutet Vier-Tage-Woche nicht, dass der Freitag in Zukunft einfach frei sein wird. Dies würde einer Reduzierung der Arbeitszeit auf Teilzeit entsprechen und ist im Prinzip auch heute schon möglich – bei entsprechend reduziertem Einkommen.  

Ob es möglich ist, die Zahl der wöchentlichen Arbeitsstunden bei vollem Lohn zu reduzieren, darüber wird bei der Vier-Tage-Woche am häufigsten gestritten. Der Chef der Gewerkschaft IG Metall ist der Ansicht, dass dies möglich ist: Er verwies darauf, dass die Wochenarbeitszeit in der Stahlindustrie im Schnitt 33,6 Stunden beträgt. Eine weitere Reduzierung auf 32 Stunden und damit 4 x 8 Stunden ist also gar nicht so weit entfernt. 

Vor allem in Büros und im Homeoffice lässt sich die Vier-Tage-Woche besonders einfach umsetzen, glauben Befürworter. Hier geht viel Arbeitszeit durch Gespräche, Meetings und Wartezeiten verloren, die sich effizient auf vier Tage verdichten ließe.

Die Vier-Tage-Woche im Ruhrgebiet

In der Region gibt es bereits die ersten Trendsetter, die diese Ideen in die Praxis umsetzen. Wir berichteten bereits über ein Bochumer Unternehmen, das Anfang 2023 die Vier-Tage-Woche im Ruhrgebiet einführte. Ihm half dabei die Tatsache, dass freitags nur sechs statt acht Stunden gearbeitet wurde. Vier dieser Stunden wurden auf die anderen Tage verteilt, zwei Stunden fielen weg. 

Auch in Dortmund und in Essen wurde die Vier-Tage-Woche getestet. Die Möbelkette XXXL-Lutz hat bereits erkannt, dass sie mit ihrem Angebot bei Bewerbungsgesprächen punkten kann – ein wertvolles Gut in Zeiten des Fachkräftemangels.  

Die Vor- und Nachteile der Vier-Tage-Woche

Ob sich die Vier-Tage-Woche in der Fläche durchsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ganz wichtig scheint dabei die Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich zu sein. In einer Umfrage waren nur 14 Prozent der Befragten bereit, für die Vier-Tage-Woche Gehaltseinbussen zu akzeptieren.  

Arbeitgeber und Verbände sind entsprechend skeptisch. Sie fürchten einerseits Produktivitätseinbussen. Andererseits könnten Branchen, in denen eine Vier-Tage-Woche nicht möglich ist, weiter an Attraktivität einbüßen.  

Die Arbeitszeit schrumpft seit Jahrzehnten

Die Geschichte spricht gegen sie: Im Jahr 1900 waren 60 Stunden Arbeit pro Woche an sechs Tagen noch normal. Die Einführung des Acht-Stunden-Tags 1918 galt als große Errungenschaft, doch immer war der Samstag ein Arbeitstag. Erst in den 50er-Jahren gelang es den Gewerkschaften, eine Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden durchzusetzen. Später sank die Zeit auf 35 Arbeitsstunden. Der Sprung zu einer Vier-Stunden-Woche mit 4 x 8 Stunden ist da nur der nächste konsequente Schritt.

 

Die Vor- und Nachteile der Vier-Tage-Woche im Überblick:

 

Vorteile
  • Mit einer Vier-Tage-Woche lassen sich Fachkräfte anwerben und halten. 
  • Bei drei freien Tagen sparen Unternehmer enorme Betriebskosten z.B. bei Strom und Heizung. 
  • Mitarbeitende sind wesentlich motivierter. 
  • Weniger Krankheitsausfälle, weil mehr Zeit zur Erholung bleibt.
Nachteile
  • Die Vier-Tage-Woche ist nicht in allen Branchen möglich und sorgt für sozialen Unfrieden. 
  • Eventuell können Standortnachteile entstehen, wenn Unternehmen in anderen Ländern fünf Tage pro Woche erreichbar sind 

Die Nachteile lassen sich jedoch leicht entkräften: So wird die Vier-Tage-Woche nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa diskutiert. Als Vorreiter gilt hier Großbritannien.

Britische Studie zur Vier-Tage-Woche belegt Vorteile

Eine großangelegte  Studie in Großbritannien zeigte die Vorteile der Vier-Tage-Woche schon vor einigen Jahren deutlich auf. An dieser beteiligten sich 61 Unternehmen mit rund 2900 Mitarbeitenden, die die Vier-Tage-Woche zunächst probehalber für sechs Monate einführten. Das Ergebnis war eindeutig: 56 Unternehmen wollten sie anschließend permanent beibehalten. Die Erkenntnisse im Einzelnen: 

  • Rückgang der Krankheitstage um 65 Prozent 
  • Rückgang der Kündigungen um 57 Prozent 
  • Vier von zehn Mitarbeitenden fühlten sich weniger gestresst 
  • Umsätze stiegen um 1,4 Prozent

Vor allem der letzte Punkt ist interessant, denn er entkräftete das Argument der Skeptiker, dass die Wirtschaft unter der Vier-Tage-Woche leiden würde. Stattdessen waren die Arbeitskräfte motivierter und engagierter bei der Sache.  

Nicht nur in Großbritannien wurden die Ergebnisse aufmerksam verfolgt und umgesetzt. In Belgien und Island wurde sogar schon ein gesetzliches Recht darauf eingeführt – ohne, dass die Unternehmen darunter leiden.    

Mehr Flexibilität würde neue Türen öffnen

Auch bei Branchen, in denen eine Vier-Tage-Woche scheinbar unmöglich ist – zum Beispiel in Schulen – lässt sich mit Flexibilisierung viel erreichen. Schließlich profitieren auch Schulen von entspannten und motivierteren Lehrkräften, die sich seltener krankmelden. Es könnte einen Beruf, der aktuell von starkem Fachkräftemangel geplagt wird, wieder attraktiver machen.  

Die weitere Entwicklung der Vier-Tage-Woche im Ruhrgebiet und in ganz Deutschland dürfte also spannend werden. Aber eines ist klar: Der Geist ist aus der Flasche und wird nicht wieder darin zurückkehren.

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