In fast jedem Bewerbungsgespräch wird dir früher oder später die Frage nach deinen Schwächen gestellt. Je besser du dich auf das Bewerbungsgespräch vorbereitet hast, umso souveräner wirst du mit dieser Frage umgehen.
Doch natürlich lohnt es sich auch allgemein, deine Schwächen zu kennen, denn nur so kannst du an ihnen arbeiten. Das Wissen um deine Schwächen verleiht dir auch bei Bewerbungen einen großen Vorteil, denn du kannst offensiv mit ihnen umgehen. Hier erfährst du mehr dazu.
Der Mensch und das Selbstbildnis
Vermutlich glaubst du, dich selbst gut zu kennen. Doch damit könntest du falsch liegen, denn mehrere Studien mit insgesamt über 200.000 Teilnehmenden belegen, dass die meisten Menschen mit ihrer Selbsteinschätzung weit daneben liegen. Wie also findest du deine Schwäche heraus?
Fragen an dich selbst
Zunächst einmal kannst du eine kritische Selbstanalyse vornehmen. Dies ist nicht immer einfach und du solltest dir dafür einen ruhigen Moment aussuchen, an dem nicht ohnehin schon aufgewühlt oder wütend bist. Dann stellst du dir eine Reihe Fragen:
- Was mache ich nicht gerne / schiebe ich ewig vor mir her?
- Was sorgt bei mir für schlechte Laune?
- Welche Art von Menschen macht mich wütend?
- Was tue ich regelmäßig, das andere Menschen verärgert?
- Was habe ich ordentlich verbockt und warum?
Beispiel: Vielleicht stellst du fest, dass es dir schwerfällt, bei Firmen anzurufen oder ihnen zu schreiben, wenn du eine Beschwerde hast oder dass du es ewig vor dir herschiebst, deiner Schwester zu sagen, dass sie dich mit bestimmten Aktionen verletzt. Daraus kannst du ableiten, dass du Konflikten lieber aus dem Weg gehst und es um deine Durchsetzungskraft nicht so gut bestellt ist.
Konkrete Fragen an andere
Als nächstes fragst du dein Umfeld nach seiner Einschätzung. Bitte die Leute darum, ehrlich, aber auch konstruktiv zu sein. Es bringt niemandem etwas, wenn Mutti sofort wieder in eine halbstündige Tirade über deine Unzuverlässigkeit verfällt und dir sämtliche Verfehlungen der letzten 30 Jahre aufs Brot schmiert.
Es reicht, dich daran zu erinnern, dass du häufiger Verabredungen kurzfristig absagst, Dinge vergisst, die du mitbringen wolltest oder die du für andere erledigen willst. Daraus kannst du ableiten, dass du auch im beruflichen Umfeld an deiner Zuverlässigkeit arbeiten solltest und zum Beispiel Termine mit Kunden nicht kurzfristig absagst, nicht zu Meetings erscheinst oder deinen Teil zu einer Projektarbeit nicht rechtzeitig ablieferst.
Nun hast du ein besseres Bild von deinen Schwächen. Du musst dir nun überlegen, welche sich eher als liebenswerte Schwächen und Teil deiner Persönlichkeit akzeptieren lassen und an welchen du arbeiten solltest.
Die Frage nach Schwächen im Bewerbungsgespräch
Denk daran: Die Frage wird dir nicht gestellt, weil dein Gegenüber eine tiefe ehrliche Selbstanalyse von dir zu deinen Schwächen erwartet. Er will vor allem deine Reaktion testen und wie du mit dieser Frage umgehst. Darum nennst du als Antwort am besten sogenannte sympathische Schwächen oder Schwächen, die deine Arbeit nicht negativ beeinflussen.
Wenn du dich als LKW-Fahrer bei einem Logistikunternehmen bewirbst, kannst du ruhig damit kokettieren, dass du manchmal mit der deutschen Grammatik haderst. Bewirbst du dich dagegen als Online Marketing Manager, der Newsletter und Social-Media-Posts schreiben muss, wird dagegen perfekte Grammatik und Rechtschreibung vorausgesetzt.
Einige Beispiele:
- „Ich neige zum Prokrastinieren und laufe erst bei knapper Deadline zur Hochform auf.“
- „Ich telefoniere nicht gerne und erledige lieber schriftliche Kundenanfragen.“
- „Ich bin morgens erst nach drei Tassen Kaffee ansprechbar.“
Gut sind auch Schwächen, die sich bei Bedarf mit einer Weiterbildung oder einem Coaching ausbügeln lassen, zum Beispiel:
- „Ich spreche nicht gerne vor einer größeren Gruppe und werde dabei furchtbar nervös.“
- „Mein Englisch ist etwas eingerostet, da ich es im letzten Job kaum gebraucht habe.“
- „Ich tue mich schwer mit neuer Computersoftware und brauche lange, bis ich mich mit neuen Anwendungen wie Zoom, Slack oder TikTok sicher fühle.“
Wichtig ist dabei, Lernbereitschaft zu signalisieren. Es ist eine Sache zu sagen "Ich werde bei Präsentationen nervös (bin aber bereit, mich coachen zu lassen)" und eine ganz andere zu sagen "Ich mag keine Präsentationen, damit brauchen Sie mir nicht kommen".
RUHR24TIPP
Was kann ich gegen meine Schwächen tun?
Liebenswerte Schwächen kannst du als Teil deiner Persönlichkeit akzeptieren. Gibt es jedoch eine Schwäche, die dich selbst (und dein Umfeld) wirklich stört, kannst du etwas dagegen unternehmen.
Bist du zum Beispiel notorisch unpünktlich, solltest du dich einmal mit dem Thema Zeitmanagement beschäftigen. Hast du eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne und kannst dich schlecht auf eine Sache konzentrieren… dann hast du wahrscheinlich gar nicht bis hier gelesen. 😉
Falls doch, haben wir hier für dich festgehalten, wie du die Konzentrationskraft verbesserst.
Du kannst auch auf eigene Faust ein Coaching buchen, bei dem du lernst, besser mit einer wirklich störenden Schwäche umzugehen, damit sie dich weder im Privatleben noch im Berufsleben ausbremst.
Ganz gleich, welche Stärken und Schwächen du mitbringst, es gibt für alle Interessenten passende Jobs im Ruhrgebiet. Schau dir gleich einmal unsere aktuellen Stellenangebote auf RUHR24JOBS an:
Info: Was ist der Blinde Fleck?
Schon gewusst? Eine Besonderheit der Psychologie ist der Blinde Fleck, den die amerikanischen Psychologen Joseph Luft und Harry Ingham 1965 ins Gespräch brachten. Sie definierten das nach ihnen benannte Johari-Fenster:
| Mir bekannt | Mir nicht bekannt |
Anderen bekannt | Die öffentliche Person | Dinge, die mir (noch) nicht bewusst sind |
Anderen nicht bekannt | Mein Geheimnis | Der blinde Fleck |
Mit der oben beschriebenen Selbstanalyse und offenen Antworten deiner Familie und engsten Bekannten sollte es möglich sein, diesen blinden Fleck so klein wie möglich zu halten.