Du bist im Ruhrgebiet auf Jobsuche und weißt nicht genau, welches Gehalt du beim Vorstellungsgespräch nennen solltest? Hier findest du einige wichtige Statistiken wie die Armutsgefährdungsgrenze in NRW, Mietpreise und Durchschnittsgehälter. Dazu geben wir dir Tipps, wie du das gewünschte Nettogehalt kalkulierst, das bei Gehaltsverhandlungen für Jobs im Ruhrgebiet herausspringen sollte.
Die sogenannte Armutsgrenze allgemein
Immer wieder veröffentlicht das Statistische Bundesamt Zahlen zum Einkommen der Deutschen. Besonders viel Aufmerksamkeit wird der Armutsgrenze oder Armutsgefährdungsgrenze geschenkt. Allerdings sagen nackte statistische Zahlen nicht viel aus.
Die Armutsgefährdungsschwellen für Nordrhein-Westfalen für 2021 nach Haushaltsgröße:
- Alleinlebende: 1.131€
- Ein Erwachsener, ein Kind unter 14 Jahren: 1.471€
- Ein Erwachsener, zwei Kinder unter 14 Jahren: 1.810€
- Zwei Erwachsene: 1.697€
Bei den Alleinerziehenden ist das Kindergeld bereits mitgerechnet. Um beim einfachsten Beispiel zu bleiben. Als Single liegst du mit einem Nettoeinkommen von 1.131€ an der Schwelle zur Armutsgefährdung. Als reich giltst du übrigens mit einem Nettoeinkommen ab 3.418 €.
Die Armutsgefährdung im Ruhrgebiet
Im Durchschnitt gelten 20,4 Prozent der Einwohner im Ruhrgebiet als armutsgefährdet und damit jeder Fünfte. Aufgeschlüsselt nach Haushalten ergeben sich folgende Zahlen:
- Alleinstehend ohne Kind: 28,8 Prozent
- Zwei Erwachsene ohne Kind: 10,4 Prozent
- Alleinerziehend mit Kind(ern): 47,5 Prozent
- Zwei Erwachsene mit Kind(ern): 21 Prozent
Nun sind diese Statistiken zur Armutsgefährdung im Ruhrgebiet und in anderen Regionen von NRW nicht wirklich aussagekräftig, vor allem, wenn du dein Nettoeinkommen für Jobs im Ruhrgebiet kalkulieren willst. So kommst du mit deinem Nettogehalt in Städten mit günstigen Mieten wesentlich weiter als in den großen NRW-Metropolen am Rhein.
Mieten in NRW
Ein kurzer Vergleich der Mieten pro Quadratmeter in ausgewählten Städten:
- Düsseldorf: 12,98 €
- Köln: 12,87 €
- Dortmund: 7,71 €
- Essen: 7,70 €
- Oberhausen: 6,43 €
- Gelsenkirchen: 5,96 €
Für eine nette 60 Quadratmeter große Singlewohnung zahlst du also knapp 360 Euro Kaltmiete in Gelsenkirchen und 465 Euro in Dortmund. Die gleiche Wohnung würde dich in Düsseldorf 780 Euro kosten und damit mehr als das Doppelte.
Natürlich spielen noch viele weiter Faktoren hinein, doch dies gibt dir eine Vorstellung davon, warum du bei Jobs in Dortmund und anderen Ruhrgebietsstädten nicht mit dem gleichen Nettogehalt rechnen kannst wie am Rhein. Außerdem relativiert es die statistische Armutsgrenze, da der Wohnort großen Einfluss auf die monatlichen Kosten hat.
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Welche Gehälter werden im Ruhrgebiet gezahlt?
Eine weitere wichtige Frage ist die nach den Durchschnittsbruttogehältern. Hier lassen sich bereits die Kaufkraftunterschiede erkennen. Einige Beispiele Stand 2021:
- Gelsenkirchen: 3.283 €
- Dortmund: 3.506 €
- Bochum: 3.676 €
- Essen: 3.686 €
Dieses Bruttogehalt ergibt zum Beispiel in Dortmund für einen alleinstehenden Erwachsenen (ohne Kirchensteuer und Kinder) ein Nettogehalt von 2.321 Euro. Damit ist dein Einkommen schon mehr als das Doppelte der Armutsgrenze für NRW. Und in Dortmund lässt es sich damit zwischen viel Grün und einem großen Kulturangebot auch schon gut leben.
Die Gehälter schwanken je nach Branche, Firmengröße und Position enorm. Wenn du dich auf eine Gehaltsverhandlung vorbereitest, solltest du neben den regionalen Daten auch diese Daten kennen. Schließlich willst du dich nicht unter Wert verkaufen.
Die Kaufkraft im Ruhrgebiet
Gerade in Zeiten der Inflation musst du die steigenden Preise berücksichtigen, wenn du für Gehaltsverhandlungen netto und brutto kalkulierst. Hier ist das Ruhrgebiet genauso von Preissteigerungen betroffen wie die restliche Republik. Am höchsten lag die Inflationsrate in NRW im September und Oktober 2022 mit jeweils über 9% – dies waren die Monate als die Energieversorger ihre Preise angesichts des bevorstehenden Winters und der drohenden Gasknappheit rasant erhöhten.
So ist die Kaufkraft in NRW inflationsbedingt innerhalb eines Jahres um 5 Prozent gesunken. Lohnerhöhungen von im Schnitt 2,7 Prozent konnten die Teuerung um 8,2 Prozent nicht abfedern. Allerdings war NRW besonders stark betroffen, da einerseits viel Energie verbraucht wurde und andererseits die vielen energiehungrigen Industrien aufgrund der für sie gestiegenen Preise kaum Lohnerhöhungen bieten konnten.
Nettogehalt kalkulieren: Die Zusammenfassung
Zur Vorbereitung sammelst du zunächst offizielle Daten, die sich in der Regel auf das Bruttogehalt beziehen, da dieses allgemeiner ist:
- Die Armutsgefährdungsgrenze
- Das Durchschnittsgehalt in a) der Stadt, b) der Branche, c) deiner Position
- Die Lebenshaltungskosten in der Stadt (vor allem den Mietspiegel)
- Aktuelle Faktoren wie die Inflation
Wichtig dabei: Achte auf möglichst aktuelle Daten, da sich die Dinge schnell ändern können. So stiegen die Mieten in Bochum zuletzt um 20 Prozent – ein Zeichen der steigenden Beliebtheit der Universitätsstadt im Herzen des Ruhrgebiets.
Mit Hilfe eines Brutto-Netto-Rechners spielst du dann mehrere Bruttogehälter durch, bis du ein für dich akzeptables Nettogehalt gefunden hast. In die Gehaltsverhandlung gehst du dann mit einem ordentlichen Aufschlag von 30 bis 50 Prozent. So bleibt dir viel Verhandlungsspielraum, um schließlich bei dem tatsächlich gewünschten Gehalt zu landen.