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Bewerbungen ohne Foto: Vor- und Nachteile im Check

Seit 2006 ist es in Deutschland nicht mehr zwingend erforderlich, dem Bewerbungsschreiben ein Foto beizulegen. Doch ist eine Bewerbung ohne Foto sinnvoll? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Bewerbungen & das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz von 2006

Am 18. August 2006 wurde in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verabschiedet. Sein Ziel ist es, Benachteiligungen aus Gründen der ethnischen Herkunft, des Geschlechtes, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu vermeiden.

 

Dies zielt vor allem auf das Berufsleben ab. Häufig werden Bewerber:innen abgelehnt, weil eine oder mehrere Aspekte der Persönlichkeit dem Arbeitgeber missfallen. Der eine möchte keine älteren Menschen einstellen, weil sie möglicherweise höhere Ansprüche stellen, der andere lehnt junge Frauen ab, weil er Angst vor langen Ausfällen durch Schwangerschaft hat. Häufig ist leider auch Rassismus im Spiel. Ist Paul Müller auf dem Foto blond und blauäugig, wird er zum Vorstellungsgespräch eingeladen, ist Paul Müller auf dem Bild jedoch dunkelhäutig und schwarzhaarig, wird nicht einmal sein Lebenslauf ausführlich betrachtet.

 

Im angloamerikanischen Raum hat sich darum schon lange die anonyme Bewerbung durchgesetzt. Sie kommt ganz ohne persönliche Daten und ohne Foto aus. Personaler bewerten die Bewerber:innen ganz nüchtern nach den beruflichen Qualifikationen. Deutschland ist hier leider noch nicht so weit. Doch zumindest sind Angaben, die zu einer möglichen Diskriminierung führen, nicht mehr verpflichtend.

Bewerbungen ohne Foto: Die Vor- und Nachteile

Doch sollten Bewerbungen ohne Foto geschickt werden? Letztendlich ist dies nicht so einfach zu beantworten. Bei Stellen mit Publikumsverkehr – sei es als Kundenberater:in in einem Geschäft oder in einem Dienstleistungsjob wie Friseur:in oder Flugbegleiter:in – spielt das Äußere eine zu wichtige Rolle, um ignoriert zu werden. Niemand muss bildschön sein, doch ein optisch ansprechendes gepflegtes Erscheinungsbild ist Pflicht. Hier haben Bewerber:innen mit perfektem Lächeln und strahlenden Augen einfach bessere Chancen.

Einige Vor- und Nachteile der Bewerbung ohne Foto im Überblick:

 

Vorteile für Arbeitgeber

  • Optische Eindrücke lenken nicht von den Qualifikationen der Bewerber:innen ab
  • Keine unterbewusste Diskriminierung z.B. aufgrund der Hautfarbe / Ethnie
  • Schnellere Auswahl durch Konzentration auf die Fakten

Nachteile für Arbeitgeber

  • Optischer Eindruck ist bei vielen Stellen wichtig (v.a. bei Publikumsverkehr)
  • Zeitverschwendung durch Einladung von Kandidat:innen, die optisch unterbewusst abgelehnt werden

Vorteile für Arbeitssuchende

  • Keine direkte Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe / Ethnie / Religion
  • Keine Ablehnung aufgrund unvorteilhafter Bewerbungsbilder
  • Keine Ablehnung aufgrund unverschuldeter Makel wie Narben

Nachteile für Arbeitssuchende

  • Keine Pluspunkte durch attraktives Äußeres
  • Misstrauen, dass Bewerber:innen ohne Foto etwas zu verbergen haben



 

Wann ist ein Foto nicht notwendig?

 

Bei Bürotätigkeiten ohne Publikumsverkehr sollte das Aussehen keine Rolle spielen. IT-Fachkräfte sollten sich durch umfassende Programmierkenntnisse und eine Liste erfolgreich abgeschlossener Projekte auszeichnen. Mach deine Überlegungen, ob du dich mit oder ohne Foto bewirbst, also zunächst von der Stelle abhängig, auf die du dich bewirbst. Je stärker sie publikumsorientiert ist, umso wahrscheinlich ist es, dass eine Bewerbung mit Foto eine Chance hat.

 

Letztendlich sind viele Vorteile der Bewerbung ohne Foto auch nur Theorie. Ist der ältere männliche Leiter der IT-Abteilung der Ansicht, dass Frauen ohnehin nichts von Computern verstehen, nutzt einer weiblichen Bewerber:in auch die Bewerbung ohne Foto nichts, denn ihr Name verrät ihr Geschlecht. Selbst bei einer anonymen Onlinebewerbung ohne Namen würde ihr Geschlecht spätestens beim Vorstellungsgespräch herauskommen. Und mal ehrlich: Welche junge ambitionierte und hochqualifizierte Frau würde für einen Vorgesetzten arbeiten wollen, der sie von Anfang an ablehnt?

 

Das Gleiche für Bewerber:innen mit dunkler Hautfarbe oder asiatischer Herkunft. Hegt die Abteilungsleiterin Vorurteile gegen muslimische Bewerber:innen aus dem mittleren Osten, brauchen sich Mehmet und Hülya vermutlich gar nicht bei ihr bewerben. Das ist leider noch traurige Realität. Wir sind aber zuversichtlich, denn wir können in diesem Bereich eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet beobachten.

Was ist bei Bewerbungen ohne Foto noch zu beachten?

Grundsätzlich gilt: Achte in der Stellenanzeige darauf, ob Bewerbungen mit Foto erwünscht sind. In diesem Fall solltest du unbedingt eines mitschicken, denn sonst erfüllst du die Vorgaben nicht und wirst sofort aussortiert. Steht nichts zum Thema Foto in der Stellenanzeige, brauchst du keines mitschicken.

 

Denk aber daran: Mit Bildern hinterlässt du im Internet immer Spuren. Hast du bewusst eine Bewerbung ohne Foto verschickt, weil du dich auf deinen Bewerbungsfotos unfotogen findest oder du deine Hautfarbe erstmal verbergen willst? Gefällt dem Personaler dein Lebenslauf sehr gut, wird er sich möglicherweise im Internet auf die Suche nach dir machen. Dann kann es schnell passieren, dass er als erstes auf deine Partyfotos vom letzten Zug durchs Bermuda-Dreieck bei Facebook stößt oder auf die Fotostrecke vom letzten Urlaub bei Instagram. Bist du im Internet zu finden, solltest du lieber mit einem professionellen Bewerbungsfoto der Neugierde vorbeugen. Und deine Social-Media-Accounts während einer Bewerbungsphase lieber auf privat stellen.

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