Es klingt zunächst seltsam: Bewerbungen an Unternehmen senden, die aktuell gar keine offenen Stellen ausgeschrieben haben. Doch Initiativbewerbungen sind erfolgreicher, als du vielleicht denkst. Und dies aus gutem Grund. Hier liest du mehr darüber und was du beachten musst, wenn du Initiativbewerbungen richtig schreiben willst.
Wann macht eine Initiativbewerbung Sinn?
Bis zu 70 Prozent aller offenen Stellen werden nicht über öffentliche Stellenangebote vergeben, sondern verdeckt unter der Hand. Oft kennen Mitarbeiter:innen eine qualifizierte Person im Freundeskreis, die gerade eine berufliche Veränderung sucht oder sich vielleicht mit einem attraktiven Gehalt locken lässt.
Was aber, wenn der hochqualifizierte Freund astronomische Gehaltsforderungen stellt oder sich die Schwester der Mitarbeiterin spontan entscheidet, doch erst ein Jahr durch Australien und Neuseeland zu reisen, als das Jobangebot anzunehmen? Dann kann eine überzeugende Initiativbewerbung den Personaler und die Abteilung möglicherweise retten.
Wie jeder Darts-Spieler weiß: Ein Volltreffer gelingt nur selten. Wenn er jedoch gelingt, sicherst du dir einen attraktiven Job bei einem Unternehmen, bei dem du wirklich arbeiten willst. Es lohnt sich also immer, es einfach mal zu probieren. Viele Firmen fordern auf ihren Websites bewusst zu Initiativbewerbungen auf, um mögliche Perlen auf dem Arbeitsmarkt zu entdecken. Dies lässt sich manchmal sogar per Google in Erfahrung bringen, indem du einfach „Initiativbewerbung + [Unternehmen]“ eingibst.
So schreibt man eine gute Initiativbewerbung
Wie also überzeugst du den Personaler mit deiner Initiativbewerbung davon, dass du die gesuchte Perle bist? Neben den klassischen Bewerbungsunterlagen wie dem Lebenslauf und den Zeugnissen spielt hier das Motivationsschreiben eine größere Rolle. Schließlich will der Empfänger wissen, warum du nun ausgerechnet ihm eine Initiativbewerbung schickst. Darum solltest du dich entsprechend vorbereiten.
Im Idealfall kennst du das Unternehmen bereits und bist ein großer Fan. Spielst du zum Beispiel leidenschaftlich gern Videospiele und möchtest dich bei einem Publisher in NRW bewerben, kannst du in deinem Motivationsschreiben deine Begeisterung für die Games dieser Firma zum Ausdruck bringen und erklären, was du selbst für dieses Unternehmen tun kannst und willst.
Fehlen solche Anknüpfungspunkte, musst du vorab recherchieren:
- Welche Produkte oder Dienstleistungen vertreibt das Unternehmen?
- Wo befindet sich der Firmensitz (bei größeren / internationalen Unternehmen)?
- In welche Projekte ist das Unternehmen involviert?
- Was kannst du diesem Unternehmen konkret anbieten?
Ein Beispiel: Logistik-Unternehmen XY mit Stammsitz in Bayern hat gerade eine Niederlassung im Ruhrgebiet eröffnet, von der es den Benelux-Markt erschließen will. Wie gut, dass sie dich gefunden haben! Du bist ein Kind des Ruhrgebiets, das sich vor Ort bestens auskennt und eigene Kontakte mitbringt. Du hast ein abgeschlossenes Logistik-Studium und sprichst sogar etwas Niederländisch. Du hast einen Führerschein und bist gerne bereit zu Firmenreisen, um mit potenziellen Partnern vor Ort zu verhandeln. Etwas besseres als dich können sie nicht finden!
Je konkreter du dich auf das angeschriebene Unternehmen und sein Geschäft beziehst, umso größer sind die Chancen, dass deine Initiativbewerbung auf Interesse stößt. Generische Bewerbungen, bei denen bei 30 Anschreiben lediglich die Adresse des Empfängers ausgetauscht wird, landen dagegen meist sofort im runden Archiv.
Der Aufbau der Initiativbewerbung
Was schreibt man bei einer Initiativbewerbung in den Betreff?
Da deine Bewerbung nicht (mit zahlreichen anderen) als Folge einer Stellenanzeige bei der Personalabteilung eintrudelt, solltest du dem Empfänger sofort klarmachen, was du eigentlich von ihm willst. Schreib zum Beispiel in die Betreffzeile:
Initiativbewerbung für eine Tätigkeit in der Abteilung XY
Wie fängt man eine Initiativbewerbung an?
Anschließend stellst du dich kurz vor und erklärst deine Motivation. Den Ton solltest du auf das Profil des Unternehmens abstimmen. Dem Games Publisher schreibst du zum Beispiel:
"Seit Jahren verbringe ich viele Abende mit Ihrem Unternehmen vor meiner PlayStation, nun möchte ich nach abgeschlossenem IT-Studium auch meine Tage mit Ihnen verbringen…"
Dem Unternehmen im produzierenden Gewerbe schreibst du eher:
"Ich habe gesehen, dass Ihr Unternehmen eine Niederlassung im Ruhrgebiet eröffnet hat und von hier eine Expansion ins Benelux-Gebiet plant. Darum möchte ich die Chance nutzen, meine Ortskenntnisse als gebürtiger Dortmunder und meine über Jahre hinweg erworbenen Niederländisch-Kenntnisse beruflich nutzen zu können und Ihnen in der Region helfen…"
Nun folgen die wichtigsten Angaben wie deine Qualifikationen und deine aktuelle Tätigkeit. Vergiss nicht etwaige Kündigungsfristen zu erwähnen. Beende deine Initiativbewerbung mit einer Zeile wie:
"Ab dem 1.September kann ich bei Ihnen beruflich einsteigen. Für ein vorausgehendes Gespräch stehe ich jederzeit zur Verfügung".
Tipp für eine erfolgreiche Initiativbewerbung: Ansprechpartner:innen suchen
Fordert das Unternehmen auf seiner Website nicht zu Initiativbewerbungen auf, kannst du deine Initiativbewerbung komplett blind an das Unternehmen, beziehungsweise die Personalabteilung schicken. Dies führt jedoch eher selten zum Erfolg. Besser ist es, vorab Ansprechpartner:innen online zu suchen. Oft werden die Mitarbeiter:innen nach Abteilungen geordnet auf der Website aufgeführt. Ansonsten findest du sie häufig bei beruflichen Netzwerk-Plattformen wie LinkedIn und XING. Diese eignen sich besonders gut zum Vortasten, weil sich die Personen dann schon ein Bild von dir machen können.
Schreib die Abteilungsleiterin deiner gewünschten Abteilung kurz an und frag freundlich nach, ob du ihr eine Initiativbewerbung per Mail zukommen lassen darfst. Sagen sie ja, kannst du deine Bewerbung direkt persönlich an sie adressieren. Ein weiterer Vorteil: Du kannst nach einigen Tagen nochmal bei ihr nachfragen, ob deine Unterlagen angekommen sind und dich so in Erinnerung bringen.
Wie erfolgreich sind Initiativbewerbungen?
Statistiken zufolge führt etwa jede dritte Initiativbewerbung zum Erfolg – sofern bei der Bewerbung alles richtig gemacht wurde. Klappt es nicht, bedeutet dies nicht das Ende deiner Ambitionen, bei bestimmten Firmen zu arbeiten. Häufig liegt es einfach daran, dass es gerade keine für dich passende Stelle gibt. Finden die Personaler deine Bewerbungsunterlagen jedoch ansprechend, legen sie sie oft zur Seite und melden sich später bei dir, wenn es eine für dich passende Vakanz gibt.
Die Vorteile der Initiativbewerbung
Du findest Zugang zum verdeckten Stellenmarkt | Du kannst dich konkret bei Unternehmen bewerben, für die du gerne arbeiten möchtest | Deine Bewerbung ist oft die Einzige und nicht eine unter vielen | Klappt es nicht sofort, meldet sich das Unternehmen manchmal später noch bei dir
Wie schreibt man eine gute Initiativbewerbung?
Richte das Motivationsschreiben gezielt auf das kontaktierte Unternehmen aus | Erkläre, warum genau du zu genau diesem Unternehmen passt | Suche vorab online nach Ansprechpartner:innen in der Personalabteilungen und adressiere die Initiativbewerbung an sie | Hörst du nichts, frag nach einigen Wochen noch einmal nach