Ruhrgebiet Insider: Survival-Tipps für Newcomer
Jobsuche im Ruhrgebiet: Unterschätze niemals den Verkehr!
Du hast einen Traumjob im Ruhrgebiet gefunden und machst dich frohgemut auf den Weg zum Vorstellungsgespräch. Google Maps hatte dir eine Fahrzeit von einer Stunde vorgegeben und dein Navi zeigt beim Start die gleiche Zeit an. Doch ganz gleich aus welcher Richtung du losfährst, schon bald kommt’s wie’s kommen muss: Du stehst im Stau! Schon so manche Hoffnung auf einen tollen Job im Ruhrgebiet scheiterte an dem, was dir der WDR dann gerne als erhöhtes Verkehrsaufkommen im Radio beschreibt. Plane deine Anreise also rechtzeitig, insbesondere, wenn du morgens oder nachmittags zur Hauptverkehrszeit unterwegs bist. Wir schauen uns nun einmal an, mit welchen Tricks man garantiert pünktlich zum Bewerbungsgespräch erscheint.
Rekordhalter Ruhrgebiet: Was man über den Verkehr wissen sollte
In Sachen Verkehr ist das Ruhrgebiet mehrfacher Rekordhalter. Insgesamt besitzt die Region über 600 echte Autobahnkilometer und 715 Kilometer autobahnähnliche Schnellstraßen. Statistiken zufolge leben die meisten Einwohner des Reviers nicht mehr als fünf Kilometer von einer Autobahn entfernt. Da der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet leider wie überall in Deutschland eher stiefkindlich behandelt wird, nutzen die Einwohner die Nähe zur Autobahn eben auch zur eifrigen Benutzung derselben. Das Resultat? Die A40 zwischen Duisburg und Essen, die ursprünglich mal als Ruhrschnellweg bezeichnet wurde und heute meist als Ruhrschleichweg verspottet wird, ist die Autobahn mit den meisten Staukilometern Nordrhein-Westfalens. 2019 verzeichnete der ADAC hier 16.000 Mal ein Stauerlebnis. Die längsten Staus finden sich weiter südlich: Auf der A1 zwischen Köln und Dortmund steckten Autofahrer insgesamt 12.800 Stunden fest.
Der Einfluss vom Güterverkehr aus die Straßen im Ruhrgebiet
Der Privatverkehr ist dabei nur ein Problem. Ein mindestens genauso großes Problem ist der Güterverkehr. Zwar kann sich die Region mit ihrer zentralen Lage in Europa rühmen, die nicht zuletzt in der Logistik zahlreiche Jobs im Ruhrgebiet geschaffen hat, doch die Lage hat auch einen Nachteil: Aus allen Himmelsrichtungen rollen täglich tausende LKW über die nordrhein-westfälischen Autobahnen.
Zu viele Baustellen im Ruhrgebiet
Das dritte Problem ist hausgemacht: Zahlreiche große Baustellen behindern den Verkehrsfluss zusätzlich. Hier kann das Verkehrsministerium von NRW auch keine Abhilfe versprechen: Erst 2030 sollen große Bauprojekte abgeschlossen sein. Solange möchten Sie natürlich nicht mit der Jobsuche im Ruhrgebiet warten.
Mit dieser Vorbereitung kommst du pünktlich zum Vorstellungsgespräch
Plane als Faustregel die doppelte Zeit für die Anfahrt ein. Kommst du zu früh an, nutzt du die Chance, dir bei einem Spaziergang die nähere Umgebung anzusehen. Schließlich wirst du hier in Zukunft viel Zeit verbringen, wenn du den Job im Ruhrgebiet annimmst. So kannst schon einmal sehen, ob du dich hier überhaupt wohlfühlen würdest und welche Einkaufs- und Essensmöglichkeiten es in der Nähe gibt. Hat die Personalabteilung das Vorstellungsgespräch besonders früh oder besonders spät gelegt, plane ruhig noch mehr Zeit für die Anfahrt ein – die Rushhour ist bekanntlich immer für Überraschungen gut.
Vergiss Ausweichrouten. Dein Navi wird dir möglicherweise eine andere Route zu deinem Ziel vorschlagen, wenn du im Stau stehst. Allerdings sind diese Ausweichrouten längst voll. Staugeplagte Einheimische kennen jeden Schleichweg durch das Ruhrgebiet besser als der neueste Navi. Bleibe lieber auf der vorgegebenen Strecke und halte durch.
Was solltest du bei der Fahrt mit dem ÖPNV im Ruhrgebiet beachten?
Gib dem ÖPNV eine Chance. Je weiter deine Anreise ins Ruhrgebiet ist, umso eher könnte der Zug die bequemere Art sein, zu deinem Vorstellungsgespräch zu gelangen. Die Ost-West-Verbindung durch das Ruhrgebiet wird von zahlreichen Intercitys bedient, darunter die Linie 10 zwischen Berlin und Düsseldorf und die Linie 42 zwischen Hamburg und München, die beide jeweils in Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg halten. Von dort kommst du mit der jeweiligen Straßenbahn oder U-Bahn zu Ihrem Ziel.
Glaub aber nicht, dass die einzelnen städtischen Betriebe ihre Bahnen perfekt aufeinander abgestimmt haben oder dass Nahverkehrsbahnen durch das ganze Ruhrgebiet fahren. Ein Grund dafür ist historisch bedingt: In den engen Straßen des Ruhrgebiets wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Metergleise mit 1000mm Schienenabstand verlegt. Später tauschten einige aber längst nicht alle Verkehrsbetriebe diese gegen Normalgleise mit 1435mm Schienenabstand aus. Die Folge? Bahnen müssen an der Stadtgrenze umkehren, weil sie die jeweils anderen Gleise nicht nutzen können. Dazu kommen die üblichen Abstimmungsprobleme und nutzerunfreundlichen Taktungen.
Willst du den ÖPNV nutzen, planst du die Fahrt zu deinem Vorstellungsgespräch am besten mit Hilfe der Seite des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr und rechne auch hier großzügige Zeitpuffer ein. Die Bahn kommt. Irgendwann. Ganz bestimmt.