Eine Berufsgruppe, die du beim Thema Fachkräftemangel möglicherweise nicht auf dem Schirm hast ist die der Bestatter:innen. Doch tatsächlich gibt es auch hier eine immer größer werdende Lücke zwischen Nachfrage und Antwort, für die zunehmend auf Quereinsteiger gesetzt wird. Einer Untersuchung zufolge kann derzeit schon fast jede zweite Stelle nicht besetzt werden, so berichtet Die Zeit. Insgesamt fehlen rund 12.000 Arbeitskräfte. Bis 2030 kann die Zahl auf 15.000 steigen. Kein Wunder, dass immer mehr Bestatter auf Quereinsteiger als Kollegen setzen.
Was ist ein Bestatter? Aufgaben und Voraussetzungen
Gestorben wird immer, so weiß es das Klischee. Der Beruf des Bestatters ist darum ausgesprochen zukunftssicher. Dass er bei jungen Berufssuchenden nicht sonderlich populär ist, liegt vor allem an einer Mischung aus schlechtem Image und dem Gedanken, ständig mit dem Tod in Berührung zu kommen. Zweifellos musst du seelisch belastbar sein, wenn du als Quereinsteiger Bestatter werden willst. Schließlich hast du es nicht nur mit natürlichen Todesfällen im hohen Alter zu tun, sondern auch mit den Opfern von Verkehrsunfällen und Verbrechen, sowie mit Menschen, die nach langer Krankheit viel zu früh verstarben. Du musst die Hinterbliebenen trösten und dabei stets hochsensibel vorgehen.
Doch was macht ein Bestatter eigentlich konkret? Die wichtigsten Aufgaben im Überblick:
- Organisation der Beisetzung auf dem Friedhof.
- Ggf. vorausgehenden Gottesdienst in der Kirche mit dem Geistlichen planen.
- Nach der Beisetzung eine Trauerfeier organisieren.
- Beratung der Angehörigen u.a. zum Sarg, Blumen, Trauerkarten
- Psychologische Unterstützung der Trauernden
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zum Bestatter
Besonders interessant für Quereinsteiger ist die Tatsache, dass eine formelle Ausbildung nicht unbedingt nötig ist. In vielen Städten stellen Bestatter Quereinsteiger ohne fachliche Qualifikationen ein und schulen sie selbst in den verschiedenen Aufgaben. Viel wichtiger sind in diesem Beruf nämlich die Soft Skills. Du musst enormes Einfühlungsvermögen besitzen und jederzeit passende Worte für die trauernden Angehörigen finden. Dazu gehört auch, dass du ihre Wünsche rund um die Bestattung ernst nimmst. Ein Sarg in den Vereinsfarben des FC Schalke 04 oder die Ruhrpott-Hymne „Bochum“ von Herbert Grönemeyer als letztes Geleit? Wenn es so gewünscht wird, wirst du es so einrichten.
Welche Fähigkeiten braucht ein Bestatter?
Einfühlungsvermögen und hohe Toleranz im Umgang mit den Toten sind nur zwei der wichtigen Fähigkeiten für Bestatter, die Quereinsteiger mitbringen müssen. Einige weitere:
- Körperliche Fitness: Du musst täglich schwere menschliche Körper und Särge tragen. Dazu benötigst du entsprechende Kraft.
- Sinn für Ästhetik: Für die Trauerfeier in der Kirche, auf dem Friedhof oder im Krematorium musst du ansprechende Tableaus mit Sarg, Kränzen und anderen Blumen gestalten und der Bestattung einen würdigen Rahmen verleihen.
- Führerschein: Für die Fahrt mit dem Bestattungswagen unverzichtbar.
- Kaufmännische Kenntnisse: Du musst deine Preise kalkulieren, Abrechnungen erstellen und die Buchhaltung erledigen.
Gut zu wissen: Häufig ziehen Bestatter Quereinsteiger im höheren Alter vor, insbesondere Menschen, die zuvor in der Pflege gearbeitet haben und bereits mit dem Tod vertraut sind. Sie besitzen die erforderliche seelische Reife und wissen häufig auch besser mit den Angehörigen umzugehen. Eine gute Chance, wenn du deinem Leben mit 50 Jahren oder mehr noch einmal eine neue Richtung geben willst.
Keine Berührungsängste mit dem Tod
Genauso wichtig für alle, die sich für den Beruf Bestatter als Quereinsteiger interessieren: Du darfst keinerlei Berührungsängste mit dem Tod haben. An dir ist es, den Leichnam zunächst vom Fundort zum Bestattungsbüro zu transportieren. Denk daran, dass nicht jeder Mensch friedlich im Bett einschläft. Blut und schwere Verletzungen dürfen dir ebenso wenig ausmachen wie Verwesungsgeruch. Später wäschst du den Leichnam, ziehst ihm die von den Angehörigen gewünschte Kleidung an und überdeckst etwaige Verletzungen mit dezentem Make-up.
Was verdient ein Bestatter nach dem Quereinstieg?
Der Verdienst als Bestatter:in hängt von mehreren Faktoren ab. Wirst du von einem Bestatter als Quereinsteiger ohne Ausbildung eingestellt, wirst du zunächst weniger verdienen als eine ausgebildete Bestattungsfachkraft. Im Schnitt liegt der Verdienst in den Städten des Ruhrgebietes wie Dortmund, Essen und Bochum bei etwa 2.200 bis 2.500 Euro pro Monat. Viele Bestatter:innen gehen in den kommenden Jahren in Rente und suchen nach Nachfolgern für ihr Unternehmen. Bist du nach zwei-drei Jahren überzeugt, dass du mit den belastenden Aspekten des Bestatterberufs klar kommst, kannst du möglicherweise den Betrieb übernehmen – oder dein eigenes Bestattungsunternehmen gründen.