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Trendcheck: Werden wir bald alle weniger arbeiten?

Weniger arbeiten – mehr leben: Davon träumen die meisten Menschen. Immer mehr Arbeitnehmer erfüllen sich diesen Traum heute, indem sie ihre Arbeitszeit reduzieren. Doch wie geht es und wann ist es überhaupt möglich? Hier werden wir uns näher mit Fragen rund um die Reduzierung der Arbeitszeit beschäftigen.

Der Wunsch nach mehr Freizeit

Der durchschnittliche Berufstätige im Ruhrgebiet arbeitet 40 Stunden pro Woche und vergeudet dann auch viel wertvolle Lebenszeit im Dauerstau auf den Autobahnen. Da bleibt vor allem unter der Woche kaum noch Zeit für Hobbys und persönliche Interessen. Kein Wunder, dass viele Menschen ihre Arbeitszeit reduzieren möchten. Dabei geben sie sich noch recht bescheiden: Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergab, dass Männer und Frauen im Schnitt etwa vier Stunden weniger pro Woche arbeiten möchten. Dies entspricht einem halben Arbeitstag.

 

In einer anderen Studie gaben 77 Prozent der Befragten an, dass sie die Einführung einer Vier-Tage-Woche begrüßen wurden. Allerdings waren nur 14 Prozent bereit, dafür Lohneinbußen hinzunehmen. Der große Teil wollte nur die Arbeitszeit reduzieren bei gleichem Gehalt.

Erfahrungen mit der Vier-Tage-Woche

Dass das Thema Arbeitszeitreduzierung gerade so präsent ist, mag mit den umfassenden Studien des Projektes 4 Day Week Global zusammenhängen. Zuletzt hatten 46 Unternehmen in Großbritannien die Arbeitszeit der Angestellten über einen Zeitraum von sechs Monaten auf 4 Tage pro Woche reduziert. Dabei galt die Formel 100-80-100: 100 % Gehalt, 80 % Arbeitszeit, 100 % Leistung. Die Ergebnisse können sich sehen lassen:

  • 92 % waren so zufrieden, dass die 4-Tage-Woche dauerhaft eingeführt wird.
  • Die Umsätze STIEGEN im Schnitt um 1,4 %.
  • 54 % gaben an, dass sie Arbeit und Haushalt nun besser kombinieren konnten.
  • Sogar 60 % waren froh, dass sie Arbeit und Betreuung (von Kindern oder Pflegebedürftigen) besser vereinbaren konnten
  • Insgesamt fühlten sich 39 % der Mitarbeiter weniger gestresst.
  • Auch Burnout, Angststörungen und Schlafprobleme wurden reduziert.
  • 15 % gaben an, dass sie „für kein Geld der Welt“ mehr zu einer 5-Tage-Woche zurückkehren wollen.

Diese neue Studie untermauert eine ganze Reihe vorausgegangener Studien, die einen Zusammenhang zwischen reduzierter Arbeitszeit und besserer Gesundheit belegen. Menschen, die weniger arbeiteten, schliefen besser, trieben mehr Sport und waren höher motiviert.

 

Dies wird wiederum damit in Zusammenhang gebracht, dass ohnehin niemand acht Stunden am Tag konzentriert arbeiten kann. Eine britische Umfrage hatte sogar einmal ergeben, dass die Mitarbeiter nur drei von acht Stunden produktiv arbeiten. Konnten sie die produktive Arbeit in kürzerer Zeit komprimiert abliefern, erhöhte dies die Motivation enorm.

Lässt sich die Arbeitszeit einfach so reduzieren?

Bei dem Wunsch nach einer 4-Tage-Woche gibt es mehrere Optionen: Ist deine Firma bereit, mit der Formel 100-80-100 zu experimentieren (oder sie gar fest einzuführen), kannst du deine Arbeitszeit reduzieren bei gleichem Gehalt. Dies dürfte aktuell jedoch noch die Ausnahme sein.

 

Willst du nur 4 Tage pro Woche arbeiten und trotzdem den gleichen Lohn verdienen, kannst du höchstens nach einer anderen Aufteilung der wöchentlichen Arbeitszeit fragen. So könntest du statt 5 x 8 Stunden 4 x 10 Stunden arbeiten und so einen freien Wochentag rausholen.

 

Andernfalls handelt es sich um einen Wechsel in Teilzeit mit entsprechend reduziertem Gehalt. Dies ist jedem Arbeitnehmer erlaubt, der die folgenden Voraussetzungen erfüllt:

  • Das Unternehmen beschäftigt mehr als 15 Mitarbeitende.
  • Das Arbeitsverhältnis besteht seit mehr als sechs Monaten.
  • Es müssen mindestens zwei Jahre seit der letzten Reduzierung (oder der Ablehnung des Wunsches) vergangen sein.
  • Der Wunsch muss mindestens drei Monate vor dem Beginn der Reduzierung vorgetragen werden.

Damit es klappt, sollte der Wunsch gut vorbereitet sein. Bitte den/die Vorgesetzte(n) zum Beispiel im Frühling um ein Mitarbeitergespräch, wenn du mit dem Ende der Sommerferien zu einer Vier-Tage-Woche wechseln willst. Lege dir Argumente (am besten untermauert von harten Zahlen) bereit, warum die Firma nicht leidet, wenn du weniger Stunden arbeitest. Verweise auf deine Produktivität und dass du ohnehin ab dem frühen Nachmittag nichts mehr zu tun hast.

Vorsicht Rentenfalle bei einer kürzeren Arbeitswoche

Ehe du den Wunsch nach Arbeitszeitreduzierung oder einer Vier-Tage-Woche äußerst, solltest du gut rechnen, ob du trotz geringerem Gehalt gut über die Runden kommst.

 

Ein Beispiel: Verdienst du aktuell mit 40 Stunden 2.048,50 € in Steuerklasse 1, sind es mit 32 Stunden nur noch 1.704,10€ und damit 344,40 Euro weniger. Kein Problem oder vielleicht doch?

 

Mit dem Teilzeitrechner des Bundesarbeitsministeriums kannst du die Berechnung für dein eigenes aktuelles Gehalt vornehmen: https://www.bmas.de/static/Teilzeit-Netto-Rechner/index.html

 

Bedenke auch, dass du mit reduziertem Gehalt weniger in die Rentenkasse einzahlst. Vor allem Frauen sind aktuell von der sogenannten Teilzeitfalle betroffen, weil sie häufiger und länger Teilzeit arbeiten, um zu Hause die Kinder zu betreuen. Sie werden im Alter wesentlich weniger Rente erhalten. Behalte also auch deine Rentenansprüche im Hinterkopf, wenn du die Arbeitszeit reduzieren willst.

Ein Tipp: Je höher dein Stundenlohn ausfällt, umso einfacher ist es, die Arbeitszeit ohne starke finanzielle Einbußen zu reduzieren oder in den Rentenfalle zu tappen. Schau mal in unsere aktuellen Stellenangebote – vielleicht ist genau der richtige Job dabei, in dem du mit weniger Wochenstunden das Gleiche verdienst wie jetzt:

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