Mobbing ist ein weit verbreitetes Problem, das leider in vielen Unternehmen und Organisationen vorkommt. Es kann von Kolleginnen oder Kollegen ausgehen oder von einem Vorgesetzten. Auch wenn es mittlerweile Wege gibt, sich zu wehren, bleibt doch oft nur ein Arbeitsplatzwechsel, um der Atmosphäre zu entkommen. Mobbing am Arbeitsplatz hat nicht nur schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffenen Personen, sondern auch auf das gesamte Arbeitsklima. Mobbingopfer leiden oft jahrelang unter den Folgen, was ihre berufliche Leistung und ihr Wohlbefinden beeinträchtigt. Hier liest du, wie du Mobbing am Arbeitsplatz erkennst und was du unternehmen kannst, um dich als Opfer zu wehren.
Was ist Mobbing?
Mit dem Begriff Mobbing wird eine uralte Gruppendynamik beschrieben: Eine Gruppe schließt sich gegen eine einzelne Person zusammen. Das Wort leitet sich vom „Mob“ ab und dieses wiederum vom lateinischen „Mobile Vulgus“, einer gereizten (Volks-)Menge. Schulen und Unternehmen sind die beiden Orte, an denen Mobbing besonders häufig auftritt. Hier treffen unterschiedliche Menschen unfreiwillig zusammen, und es ist in der Regel nicht leicht, diesen Ort zu verlassen.
Mobbing am Arbeitsplatz kann dabei verschiedene Formen annehmen. Es beginnt häufig mit kleinen Handlungen, wie etwa Klatsch und Tratsch hinter dem Rücken des Opfers, und kann bis hin zur Rufschädigung oder der bewussten Ausgrenzung von wichtigen Informationen und Aufgaben führen. Mobbingopfer werden oft gezielt isoliert.
Wie erkennt man Mobbing am Arbeitsplatz?
Es ist nicht immer leicht, Mobbing am Arbeitsplatz als solches zu erkennen. Musst du beispielsweise regelmäßig eine Aufgabe erledigen, die du absolut nicht magst, die aber zu deinem Aufgabenbereich gehört, handelt es sich nicht um Mobbing. Auch wenn du ab und zu freundlich kritisiert wirst, musst du dies akzeptieren.
Anders sieht es aus, wenn dir Aufgaben übertragen werden, die nichts mit deinem Job zu tun haben oder wenn dein Selbstbewusstsein systematisch durch ständige Kritik zerstört wird. Opfer von Mobbing erleben eine Reihe von Handlungen, die ihr Selbstwertgefühl und ihre psychische Gesundheit angreifen.
Einige Beispiele für Mobbing am Arbeitsplatz:
- Dein Vorgesetzter macht sich in Meetings regelmäßig mit Sprüchen über dich lustig oder putzt dich vor allen anderen im Großraumbüro herunter. Dies sind typische Handlungen, die Opfer von Mobbing in ihrer Würde verletzen.
- Die beiden Kolleginnen, mit denen du ein Zimmer teilst, schließen dich bewusst permanent von Unterhaltungen und wichtigen Informationen aus, die dich beruflich weiterbringen könnten. Dies ist eine klare Handlung des Mobbings, die häufig von den Betroffenen als besonders verletzend wahrgenommen wird.
- Ältere Kollegen machen immer wieder abfällige Bemerkungen über dich als jüngeren Kollegen, trauen dir keine wichtigen Aufgaben zu und reden laut darüber, dass junge Menschen „heute nichts mehr taugen“. Solche Handlungen können dazu führen, dass sich das Opfer dauerhaft unsicher und wertlos fühlt.
- Ein Kollege lässt dir gegenüber immer wieder sexuell anzügliche Wortspiele fallen und/oder versucht dich zu berühren. Dies ist eine Form von Mobbing, die nicht nur psychologisch schädlich ist, sondern auch strafrechtlich relevant sein kann.
Gehen die Schikanen von einem oder einer Vorgesetzten aus, wird es auch Bossing genannt. Diese Art von Mobbing am Arbeitsplatz ist besonders perfide, da Chefs weisungsbefugt sind. Soll heißen: Was sie dir auftragen, musst du ausführen, ganz gleich, wie unangenehm es ist. Häufig versuchen schwache Chefs so Dominanz zu zeigen oder genießen ganz einfach ihre Macht. Als Opfer von Bossing kann es sehr schwierig sein, sich zu wehren, da oft der Arbeitgeber selbst involviert ist.
Wie kannst du dich gegen Mobbing am Arbeitsplatz wehren?
Du kannst die in §241 BGB definierte Fürsorgepflicht des Arbeitgebers arbeitsrechtlich für dich nutzen. Allerdings sollte der Gang zum Anwalt erst der letzte Schritt sein. Hast du das Gefühl, du wirst von Kollegen gemobbt? Dann gehst du am besten wie folgt vor:
- Dokumentiere jeden Vorfall schriftlich, zum Beispiel in einem Notizbuch. Dies hilft nicht nur dabei, den Fall zu belegen, sondern gibt dir auch einen klaren Überblick über die wiederholten Handlungen, die du erlebst.
- Lass dir die Vorfälle von Zeugen bestätigen, damit du als Opfer nicht alleine dastehst.
- Versuche, Beweise zu sammeln, um die Vorwürfe zu untermauern. Gerade im Fall von Mobbing am Arbeitsplatz ist es wichtig, konkrete Handlungen nachzuweisen.
- Wende dich an deinen direkten Vorgesetzten, um die Situation zu besprechen und Lösungen zu finden.
- Wende dich an den Betriebsrat, wenn du das Gefühl hast, dass der Arbeitgeber nicht eingreift.
- Schalte einen Anwalt für Arbeitsrecht ein, wenn alle anderen Schritte nicht zum gewünschten Erfolg führen.
- In bestimmten Fällen: Strafanzeige stellen, wenn die Handlungen eine strafbare Dimension erreichen.
Aufgrund der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers sind Chefs bei Mobbing am Arbeitsplatz zum Handeln verpflichtet. Bitte den direkten Vorgesetzten um ein privates Gespräch, in dem du die Lage schilderst. Leg deine Notizen mit den gesammelten Vorfällen vor und verweise auf deine Zeugen. Diese können zum Beispiel bestätigen, dass die mobbenden Kollegen dir gegenüber immer wieder rassistische oder sexistische Bemerkungen machen oder dass deine Kollegin immer die besten Aufträge mit hohen Provisionen bearbeiten darf, während dir nur der unangenehme Rest bleibt. Vielleicht kannst du auch Beweise vorlegen, zum Beispiel einen kurzen Mitschnitt, auf dem die rassistischen Bemerkungen des Kollegen zu hören sind.
Im ersten Schritt wird der Vorgesetzte ein Gespräch mit dem/den mobbenden Kollegen führen und sie bitten, das Mobbing zu unterlassen. Fruchtet dies nichts, folgt eine schriftliche Abmahnung. Theoretisch kann dies dann auch zu einer Entlassung führen. Sind die Mobber jedoch beliebte und erfolgreiche Mitarbeiter, wird dies kaum geschehen. In diesem Fall ist es besser für dich, wenn du dir selbst einen neuen Job suchst.
Was tun bei Bossing?
Schwieriger ist es, wenn das Mobbing am Arbeitsplatz von einem oder einer Vorgesetzten ausgeht. Im Idealfall kannst du eine offene Aussprache mit der Person suchen.
Es gibt Fälle, in denen Chefs gezielt Mitarbeiter mobben, weil sie sie loswerden möchten: Sei es, dass sie die Person unsympathisch finden oder ihrerseits unter Druck gesetzt werden, Kosten in der Abteilung zu sparen. Dann soll die gemobbte Person subtil zur Kündigung gedrängt werden.
Auch hier gilt: Befolge zunächst die Schritte 1,2 und 3. Statt an den mobbenden Vorgesetzten wendest du dich dann an die nächsthöhere Instanz oder die Geschäftsleitung. In großen Firmen kannst du dich auch an den Betriebsrat wenden. Ist all dies in einem kleinen Unternehmen keine Option, kannst du dich an die Gewerkschaft deiner Branche wenden.
Allerdings lohnt es sich meist nicht, in einem Unternehmen zu bleiben, in dem du keinerlei Unterstützung bekommst. Such dir lieber einen neuen Job mit einem besseren Betriebsklima!
Wann ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar?
In bestimmten Fällen kann Mobbing am Arbeitsplatz eine Straftat sein, die gegen bestimmte Gesetze verstößt. In diesen Fällen kannst du den/die Mobber anzeigen. Dazu gehört:
Mobbinggrund
Abwertende Bemerkungen und Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter, u.ä.
Sexuelle Nötigung (z.B. Berührungen trotz ausdrücklicher Bitte, dies zu unterlassen)
Beleidigung (z.B. wiederholtes öffentliches Runterputzen eines Mitarbeiters in Meetings oder im Großraumbüro)
Lass dich dazu am besten arbeitsrechtlich beraten. Denk daran, dass ein Gerichtsprozess viel verbrannte Erde hinterlässt. Auch wenn du vor Gericht Recht bekommst, solltest du anschließend lieber einen Neubeginn in einem anderen Unternehmen suchen – wo du von Anfang an geschätzt wirst. Vielleicht hier?
📌 Tipp:
Lesetipp: Umfassende Informationen stellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in einer Broschüre bereit, die hier kostenlos als Download erhältlich ist.